Eröffnung der Wanderausstellung "Das Glück in der Ferne"

Der Beitrag des Heimatvereins: Ein Foto  und dessen Hintergrundgeschichte über die Auswanderung vieler Garreler nach Kanada

Am 5. September 2024 wurde die Wanderausstellung "Das Glück in der Ferne - Migration vom 19. bis 21. Jahrhundert aus dem Oldenburger Land" in der Landesbibliothek Oldenburg eröffnet. Träger der Ausstellung ist die Oldenburgische Gesellschaft für Familienkunde e.V.; Kuratorin ist Etta Bengen aus Oldenburg. Zur Ausstellung wurde auch eine interessante Webseite veröffentlicht, die zu besuchen sich lohnt - ebenso wie die Ausstellung selbst.

Auch der Heimatverein Garrel hat einen kleinen Beitrag zur Ausstellung geleistet: Es handelt sich um ein Foto, das die Verabschiedung vieler Garreler zeigt, die nach Kanada auswandern.

Geschichte zum Foto "Auswanderer nach Kanada"

Am 11. März 1928 zog eine größere Gruppe aus der Gemeinde Garrel zur Auswanderung nach Kanada. Darunter war auch die Familie Kleefeld/Willenborg, die hier als Beispiel genannt werden soll.

Hermann Willenborg bekam von seinem Elternhaus in Beverbruch ein größeres Grundstück als Erbteil, gründete eine neue Landstelle und baute 1911 darauf ein Haus. In diesem Jahr heiratete er auch Maria Abeling. Hermann musste während des 1. Weltkrieges zum Militär und arbeitete lange Zeit bei der Gelbkreuzmunition (u.a. Senfgas) in Berlin. Er kam aufgrund dieser Tätigkeit als kranker Mann aus dem Krieg zurück und starb 1925 an den Folgen. Er hinterließ seine Frau und 7 Kinder. Die Witwe heiratete 1926 Hans Kleefeld, der bisher als Knecht auf dem Hof gearbeitet hatte. In der Zeit nach 1926 muss dann wohl der Gedanke zur Auswanderung gereift sein und als das Ehepaar sich entschieden hatte, sein Glück in Kanada zu suchen, waren sie damit nicht allein: Garrel stellte in den 1920er Jahren die größte Gruppe der Auswanderer nach Kanada und so ist es nicht verwunderlich, dass an diesem 11. März 1928 eine große Gruppe die Gemeinde in Richtung Übersee verließ.

Kleefeld hatte 1925 die Leitung des 1923 gegründeten Beverbrucher Musikvereins übernommen, nachdem der bisherige Dirigent, Lehrer Kramer, an eine andere Schule versetzt wurde. Die Musikkapelle verabschiedete nun ihren Dirigenten und somit die ganze Gruppe der Auswanderer mit Musik in die Fremde. Das hat mir ein Zeitzeuge berichtet, der damals als junger Musiker dabei war.

Jahre später kam mir dann ein fast unglaublicher Zufall zu Hilfe: Beim Durchstöbern von alten Fotos bei einem Bekannten hielt ich plötzlich dieses alte Foto in den Händen. Jemand hatte die Zahl 1928 darauf geschrieben und der Bekannte sagte mir, dass sein Vater ihm erzählt hätte, dass es sich dabei um Auswanderer nach Kanada handeln sollte. Als ich näher hinschaute, entdeckte ich einige Instrumente und tatsächlich: es ist eine Musikkapelle zu sehen. Voran gehen Schulkinder, dann folgt die Musikkapelle, Leute mit Fahrrädern, gefolgt von einer großen Fußgruppe, Menschen mit Gepäck und schließlich sogar ein größeres Fahrzeug, das wohl eine Art Bus gewesen ist.

Zwei Ausschnittvergrößerungen aus dem Originalbild zeigen Details: den Bus und den Musikverein

In den letzten Jahren hat der Heimatverein Garrel mehrere Besucher aus Kanada gehabt, Nachkommen von den Auswanderern, die auf diesem Foto verewigt sind. Sie waren erstaunt von diesem historisch einmaligen Beleg. Dass die einzelnen Personen leider nicht erkennbar sind, war dabei nur ein kleiner Wermutstropfen.

Die Familie Kleefeld / Willenborg (Aufnahmedatum: unbekannt, aber bereits in Kanada)

In der vorderen Reihe (v.l.n.r): Alfred, John jun., Charlotte, Maria, John (Hans) und Frank Kleefeld.

Dahinter: August, Johanna, Josepha, Elisabeth, Paula, Mary und Joseph Willenborg.

Text: Günter Buschenlange, 5.9.2024

Fotos: Archiv Heimatverein Garrel